Radio-Predigt Nr. 31
30. Dezember 1973
Verehrte Hörer! Ganz herzlich grüße ich alle in dem teuren Namen des Herrn. Heute beginnen wir mit der Betrachtung des dritten Siegels und lesen dazu aus Offb. 6,5-6:
„Als das Lamm dann das dritte Siegel öffnete, hörte ich das dritte Lebewesen rufen: ,Komm!’ Da erschien vor meinen Augen ein schwarzes Roß, dessen Reiter eine Waage in der Hand hielt; und ich hörte, wie eine Stimme mitten unter den vier Lebewesen sagte: ,Ein Speisemaß Weizen für einen Denar und drei Speisemaß Gerste für einen Denar! Doch dem öl und dem Wein darfst du keinen Schaden zufügen!’“
In den Betrachtungen des ersten und zweiten Siegels sahen wir, daß zuerst ein Reiter auf einem weißen, dann auf einem roten Roß erschien. Während dieser Zeit riß der Antichrist die weltliche und religiöse Macht an sich. Der Frieden wurde von der Erde genommen, und viel Blut wurde vergossen. Doch nun wechselt der gleiche Reiter wieder die Farbe seines Rosses.
Johannes sah ein schwarzes Roß, welches auf die lange Zeitspanne des dunklen Zeitalters hinweist, das mit der Reformation endete. Im ersten Siegel begann die Verführung auf religiösem Gebiet. Im zweiten Siegel wurde schon die politische Macht hinzugefügt, und im dritten Siegel kommt nun die wirtschaftliche Macht dazu. Der Reiter auf dem schwarzen Roß hält eine Waage in der Hand. Es heißt:
„Ein Maß Weizen für einen Denar und drei Maß Gerste für einen Denar!“
Daraus ersehen wir, daß selbst das natürliche Weiterleben der Menschen in seiner Hand lag. Wer sich seinem System nicht fügte, der konnte verhungern. Es wurde immer dunkler. Wer nicht mitmachte, gefährdete sein Leben, denn nun lag alles in seiner Macht.
Doch hier geht es nicht nur um die natürliche Nahrung, die wir in dem Weizen und der Gerste versinnbildlicht sehen. Nun verlangte er auch Bezahlung für die Seligkeit, die den Menschen dadurch in Aussicht gestellt wurde. Der Ablaßhandel und was damit zusammenhing, die Seelenmesse usw., standen in voller Blüte. Somit floß der Reichtum in die Kirche und ihr Wert wurde unschätzbar. Die Bibel, das kostbare Gotteswort, wurde den Menschen vorenthalten. Man gebrauchte den Vorwand, daß die Laien den Sinn der Heiligen Schrift nicht begreifen könnten. Statt dessen stellte man eigene Lehren und Satzungen auf, und den Menschen wurde Angst über das Jenseits gemacht. Man forderte absoluten Gehorsam, den nur die geistlich Blinden leisten konnten, denn wer von Gott erleuchtet ist und wessen Augen aufgetan sind, der kann diese Dinge gar bald durchschauen.
Zu Anfang des dritten Siegels rief das dritte Lebewesen mit lauter Stimme: „Komm!“ Doch dann war es nicht mehr die Stimme eines der vier Lebewesen, sondern eine mächtige Stimme unter den vier Lebewesen sagte:
„Ein Speisemaß Weizen für einen Denar und drei Speisemaß Gerste für einen Denar. Doch dem öl und dem Wein darfst du keinen Schaden zufügen.“
In der Bibel ist öl ein Symbol für den Heiligen Geist. Den wahren Gläubigen galt schon von Anfang an die Verheißung des Heiligen Geistes und der göttlichen Offenbarung, wie wir es in der Pfingstpredigt lesen:
„Denn euch gilt die Verheißung und euren Kindern und allen, die noch ferne stehen, soviele der Herr, euer Gott, berufen wird.“
Durch die Salbung des Heiligen Geistes werden wir Gott geweiht, und die Bedeutung der Heiligen Schrift wird uns dadurch geoffenbart; denn der Geist erforscht alles, selbst die Tiefen der Gottheit.
Es war die Stimme des Lammes, die unter den vier Lebewesen zu hören war, welche dem Reiter befahl:
„Dem öl und dem Wein darfst du keinen Schaden zufügen.“
Wie trostreich ist es für die wahren Gläubigen, zu wissen, daß der Herr selbst über die Seinen wacht. Er ließ es nicht zu, daß dieser Reiter jenes dunklen Zeitalters den Überrest, der unter der Leitung des Heiligen Geistes stand, etwas zuleide tat. Die göttliche Offenbarung durfte nicht behindert werden. Seine Satzungen und Dogmen durfte er ihnen nicht auferlegen. Er konnte über das irdische und geistliche Dasein der Menschen verfügen, doch über den Glauben der wahren Kinder Gottes wacht der Herr in jedem Zeitalter.
Wir fragen uns, warum in diesem Zusammenhang öl und Wein gemeinsam erwähnt werden. Welch eine Verbindung oder Beziehung besteht zwischen dem öl und dem Wein? Für die Gläubigen ist die Bedeutung des Öls leicht verständlich. Doch was ist hier mit dem Wein gemeint? Daß es sich dabei nicht um irdischen Wein handelt, den die Gläubigen eventuell trinken sollen, versteht sich von selbst. Der natürliche Wein versetzt die Menschen in eine gewisse Stimmung. Sie werden von einer Stimulation ergriffen, werden innerlich frei und ihr eigentliches Wesen kommt zum Vorschein. Die geistliche Stimulation hat die gleiche Wirkung. Wer immer vom Heiligen Geist erfüllt ist, in dessen Leben kommt das göttliche Wesen zum Vorschein.
Als der Heilige Geist zu Pfingsten auf die Hundertzwanzig fiel, verdächtigte man sie, betrunken zu sein (Apg. 2,13). Wie kamen die Menschen dazu, die Geisterfüllten als betrunken zu verdächtigen? Es war eine göttliche Stimmung unter ihnen. Sie waren überwältigt, jauchzten und frohlockten in ihrem Gott über die Erfüllung Seines Wortes. Es war eine geistliche Überwältigung, eine Stimulation, die sie erlebten. Petrus stand auf und sagte:
„Diese Männer hier sind nicht trunken, wie ihr meint. Nein, hier erfüllt sich die Verheißung des Propheten Joel.“
Das Öl repräsentiert die Salbung und Offenbarung des Heiligen Geistes; der Wein die göttliche Stimulation und Stimmung, die in den Gläubigen durch die Ausgießung des Heiligen Geistes hervorgerufen wird. Wir haben es selbst erlebt, was mit uns geschieht, wenn wir durch den Heiligen Geist etwas geoffenbart bekommen. Wir sind überwältigt. Eine himmlische Freude erfüllt uns. Wir können die Hände erheben und dem Gott des Himmels von ganzem Herzen die Anbetung und den Lobpreis darbringen. So war es mit den ersten Christen damals zu Pfingsten. Ihnen brauchte niemand zu sagen, daß sie froh sein sollten. Das alles erlebten sie durch die Ausgießung des Heiligen Geistes. Sie waren ergriffen und überwältigt.
Von dem barmherzigen Samariter und dem unter die Räuber Gefallenen heißt es:
„ … Er trat an ihn heran und verband ihm die Wunden, wobei er öl und Wein hineingoß“ (Luk. 10,34)
Die Herzen der Menschen waren von der Sünde verwundet, doch Jesus Christus hat in Seiner Barmherzigkeit göttliches öl und Wein hineingegossen. Jesus Christus ist der große Arzt, der Leib, Seele und Geist heilt.
Schon im Alten Testament wurden öl und Wein beim Speisopfer zusammen verwendet. Man lese dazu aus 2. Mose 29,38-42. Zu einem Gott wohlgefälligen Opfer wurden öl und Wein verwendet. Jesus Christus hat sich als das Gott wohlgefällige Opfer für uns dahingegeben. Jetzt müssen wir unsere Leiber, unser ganzes Dasein, als ein Gott wohlgefälliges Opfer auf Seinen Altar legen. Durch die Salbung mit dem öl des Heiligen Geistes werden wir Gott geweiht. Durch den göttlichen Wein, die göttliche Offenbarung, wird uns der gesamte Heilsratschluß Gottes kundgetan. Das öl und der Wein blieben durch alle Zeiten hindurch unbeschädigt. Der Antichrist konnte es den wahrhaft Gläubigen nicht rauben.
Verehrte Hörer! Welche Erlebnisse haben Sie mit Gott gemacht? Sind Sie durch die Salbung des Heiligen Geistes zu einem Gott wohlgefälligen Opfer geweiht worden? Haben Sie den geistlichen Wein, die göttliche Offenbarung, empfangen? Sind Sie überwältigt von dem, was durch den Heiligen Geist in Ihnen geschehen ist? Ist öl und Wein in Ihre Wunden gegossen worden? Sind Sie völlig geheilt nach Geist, Seele und Leib? Wenn der Reiter eine Waage in der Hand hält, so soll er nur denen einteilen und abwiegen, die sich ihm untergeordnet haben. Wir wollen mit frohem Herzen im Aufblick zu Gott bekennen, daß wir aus Seiner Fülle genommen haben, Gnade um Gnade. Wir lassen uns nicht von Menschen etwas einteilen, sondern haben Anteil an der gesamten Offenbarung des allmächtigen Gottes in dieser Zeit. Möchte Gott Gnade schenken, daß Ihnen kein geistlicher Schaden zugefügt werden kann, so daß Sie in der Freiheit der Kinder Gottes leben und nicht von Menschen und ihren Systemen beherrscht werden.
Wir wollen beten.
Herr, unser Gott, Du bist reich an Barmherzigkeit. Deine Gnade währet ewiglich. Du waltest über Deinem Volke und schenkst ihnen zu allen Zeiten, was Du für sie bestimmt hast. Segne uns alle nach dem Reichtum Deiner Gnade. Ich bitte es in Jesu Namen. Amen.