Voriges Kapitel

„Jesus Christus ist derselbe, gestern, heute und in Ewigkeit.“ (Heb. 13:8)

Rundbrief Juli 1988

Ganz herzlich grüße ich Euch alle in dem teuren Namen des HErrn mit dem Wort: „Denn Deine Gnade steht mir vor Augen, und ich wandle in Deiner Wahrheit“ (Ps. 26:3).

Sehr oft wird die Liebe hervorgehoben, ohne daß sie mit Gnade und Wahrheit verbunden wird. Nur da, wo Gnade und Wahrheit sind, kann wahre göttliche Liebe sein. Wir wissen die Gnade und Wahrheit besonders zu schätzen, die uns Gott in Seiner ewigen Liebe zuteil werden ließ. Die bekannten Worte: „Aus Seiner Fülle haben wir ja alle empfangen, und zwar Gnade über Gnade“ (Joh. 1:16) stehen nicht nur geschrieben, sondern sind erfahrene, erlebte Realitäten geworden.

Der nächste Vers bringt den Kern des Evangeliums trefflich zum Ausdruck: „Denn das Gesetz ist durch Mose gegeben worden, aber die Gnade und die Wahrheit sind durch Jesus Christus gekommen.“  Als Gläubige haben wir beides erfahren: zunächst den Urteilsspruch zur Verdammnis, der aufgrund des göttlichen Gesetzes zurecht erging, und danach den unverdienten Freispruch aus Gnaden. So triumphierte die Gnade über das Gericht, denn die uns zuteil gewordene Barmherzigkeit Gottes rühmt sich wider das Gericht (Jak. 2:13).

Das Gesetz ist dazu gegeben worden, um uns in unserem von Gott getrennten und sündigen Zustand zu verurteilen und damit wir unsere Übertretungen feststellen können, so daß dann die Gnade einsetzen und ihr Werk vollbringen kann. Nur Verurteilte können begnadigt werden. In diesem Licht verstehen wir Luk. 4, wo unser HErr auf das Wort in Jes. 61 Bezug nimmt und ausruft: „ER hat Mich gesandt, um den Gefangenen die Freilassung und den Blinden die Verleihung des Augenlichts zu verkündigen, die Unterdrückten in Freiheit zu entlassen, ein Gnadenjahr des HErrn auszurufen."

Dieses Gnadenjahr währt noch heute; es ist der Tag des Heils, die angenehme Zeit, in der Menschen durch den Glauben an Jesus Christus frei ausgehen dürfen. Damit erfüllt sich für sie, was in Ps. 85:10-11 als Verheißung geschrieben steht: „Wahrlich, Sein Heil ist denen nah', die Ihn fürchten, daß Herrlichkeit in unserem Lande wohne, daß Gnade und Treue einander begegnen, Gerechtigkeit und Friede sich küssen.“ Wie wir dem Gesamtzeugnis der Heiligen Schrift entnehmen, ist alles, was von Gott stammt, Bestandteil einer ausgewogenen Verkündigung und führt dadurch zu einem Gotterleben, das wir als einzelne machen.

In diesem Rundbrief werden wir kurz auf die aktuellen Entwicklungen im religiösen und weltlichen Bereich, entsprechend ihrem prophetischen Ablauf für die Endzeit, eingehen. Die Predigten, die als Broschüren und auf Kassetten herausgegeben werden, enthalten ja in lehrmäßiger Hinsicht alles, was für die Zubereitung und Vollendung der Brautgemeinde notwendig ist. Den Abschluß wird der HErr selbst in Seiner unaussprechlichen Gnade und Barmherzigkeit in denen vollziehen, die sich Ihm unterordnet und der Wahrheit des Wortes Glauben geschenkt haben. Wir warten jetzt auf das übernatürliche Eingreifen und Wirken Gottes.

Die Verheißungen des Wortes sind durch die Endzeitbotschaft auf den Leuchter gestellt worden. Sie werden von allen Herausgerufenen geglaubt, die ihre Verwirklichung in naher Zukunft erwarten. Auch wenn wir andere Dinge erwähnen, so bleibt unser Augenmerk doch auf das gerichtet, was Gott als Hauptsache sieht: Seine bluterkaufte Erstlingsschar aus den Nationen, ihre Zubereitung und Vollendung — parallel dazu Sein geliebtes Volk Israel, dem Er sich in Gnade und Barmherzigkeit zuwenden wird. Gott hat einen großen, allumfassenden Heilsplan, den Er jetzt zum Abschluß bringt. Wir leben tatsächlich am Ende der Endzeit und sehen, wie sich Gottes Wort auf allen Ebenen erfüllt.

Dem Propheten Daniel wurden vier Tiere als Sinnbild für die vier Weltreiche gezeigt, die aufeinander folgen würden. Das letzte, das im Jahre 31 v. Chr. begann, bleibt bis ans Ende, bis sich der Stein vom Berge lösen und die Bildsäule an ihren Füßen treffen und zerschmettern wird (Dan. 2:34). Dieses Reich, das in Blüte stand, dann aber zerbröckelte und nicht mehr da war, kommt jetzt ganz neu hervor und nimmt Gestalt an. Entsprechend der biblischen Prophetie ist es im Begriff, sich zum Weltreich zu erheben. Es handelt sich dabei um das vereinte Europa unter der Herrschaft Roms. Die „römischen Verträge“, die für jedermann in dieser Zeit zu einem Begriff geworden sind, legen ein deutliches Zeugnis davon ab.

Wer den EG-Gipfel während der letzten Tage des vergangenen Monats in Hannover, BRD, in den Medien mitverfolgt hat, dem werden gewisse Schlagworte wie „Weltwährungssystem“, „Weltwirtschaft“, „Europäische Zentralbank“, „Europäischer Binnenmarkt“ und viele andere nicht entgangen sein. Ich konnte aus den Worten unseres Bundeskanzlers: „Jetzt gibt es für keinen mehr ein Zurück!“ eine Genugtuung darüber heraushören, daß alle vertraglich gebunden sind und mitmachen müssen.

In seiner ersten Rede sagte der griechische Präsident, der für die zweite Hälfte dieses Jahres den Vorsitz der EG übernahm, etwas sehr Bedeutsames: „Jetzt kommt es darauf an, daß Osteuropa in diese Entwicklung miteinbezogen und ein gesamteuropäischer Binnenmarkt geschaffen wird.“ Es gibt keine andere Regierung, die besser dazu geeignet wäre, die Verhandlungen mit der Sowjetunion zu führen, als die in Athen. Bestehen doch gerade zwischen diesen beiden Ländern jahrhundertealte Verbindungen auf religiösem Gebiet durch den orthodoxen Glauben. Auch hier nimmt alles seinen richtigen Lauf.

Der Zusammenschluß der westeuropäischen Länder ist nur der erste Teil der Gesamtvereinigung. Am Samstag, dem 25. Juni 1988, war unter der Schlagzeile: „EG und Comecon unterzeichnen gemeinsame Erklärung“ folgendes in der Tageszeitung zu lesen: „Brüssel: An diesem Samstag wird in Luxemburg die vor kurzem in Moskau paraphierte ‘gemeinsame Erklärung’ zwischen der Europäischen Gemeinschaft und dem osteuropäischen Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe unterzeichnet. Der Vertrag, der das Verhältnis zwischen den beiden Wirtschaftsgemeinschaften normalisieren soll, tritt damit in Kraft.“

Damit hat sich der gesamte, bankrotte Ostblock in seiner Ohnmacht der EG unterordnet. Hier erfüllt sich, was geschrieben steht: „Denn Gott hat ihnen ins Herz gegeben, Seinen Ratschluß auszuführen und in einem Sinn zu handeln und ihre Königsherrschaft so lange dem Tier zur Verfügung zu stellen, bis die Worte Gottes erfüllt sein werden“ (Offbg. 17:17). In diesen Gesamtzusammenschluß wird ganz Europa eingebettet werden. Trotz aller Unterschiede vereinigen sich verschiedene Kulturen, Religionen und Weltanschauungen — Demokraten, Sozialisten, Kommunisten und Atheisten, Christen und sogar Moslems. Damit das Maß auch wirklich voll und die Brücke zum Islam geschlagen wird, ist auch die Türkei dabei. Im Grunde genommen reitet die große Hure, die über die Völker thront, bereits auf dem Tier und hat die Zügel fest in der Hand. Inwieweit die Brautgemeinde diese Entwicklung noch miterleben wird, kann keiner von uns voraussagen. Das hat Gott so eingerichtet, damit niemand auf den Gedanken käme zu sagen: „’Mein HErr kommt noch lange nicht…’, weil dies oder jenes sich noch erfüllen muß.“

Die verschiedenen Strömungen in den protestantischen Kirchen und Freikirchen, seien es nationale Kirchenräte, der Weltrat der Kirchen oder andere Vereinigungen, und auch das neueste Schisma in der römischen Kirche sind lediglich Randerscheinungen. Uns geht es um das Reich Gottes und, weil solch eine enge Verbindung besteht, um den Antichristen und seine Aktivitäten. Er betört ja schon die ganze Welt und nimmt von allen Bewohnern der Erde Huldigung entgegen — jedoch nur von denen, deren Namen nicht seit Grundlegung der Welt im Lebensbuch des geschlachteten Lammes geschrieben stehen (Offbg. 13:8). Inmitten alles dessen, was geschieht, ersteht das „altrömische“ Reich wieder neu vor unseren Augen und wird durch nichts und durch niemanden erschüttert.

Wie die einzelnen Länder, die in diesem Zusammenschluß vereinigt werden, gewisse Rechte für sich aushandeln, so tun es auch alle Kirchen und Freikirchen. Nach außen hin behalten sie ihren eigenen Rahmen, ihre Wurzeln aber sind im Boden der römischen Kirche. Sie ist die Mutter, die anderen sind ihre Töchter. Das Ganze bezeichnet der heilige Gott in Seinem heiligen Wort als „Groß-Babylon“ (Offbg. 17:6). All die geistlichen „Tochter-Kirchen“ haben die katholische Lehre über die Gottheit sowie ihre Taufpraxis übernommen. Sie sind also von vornherein miteinander artverwandt, so daß die Mutterkirche ihre eigenen Töchter in ihren Schoß zurückbittet, wie es seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil mit erschreckendem Erfolg praktiziert wird.

Was uns, die wir das geoffenbarte Wort für diese Zeit glauben, lehrmäßig wohl am krassesten von den Denominationen unterscheidet, ist die Gotteserkenntnis, speziell was die Gottheit Jesu Christi anbelangt. Das habe ich ganz besonders auf der im Juni 1988 in Cape Canaveral stattgefundenen Jahreskonferenz des International Council of Christian Churches zu spüren bekommen. Ich konnte es ermöglichen, in Verbindung mit einer Missionsreise drei Tage daran teilzunehmen. Diese Zeit wollte ich nutzen, mich über das zu informieren, was in diesen Organisationen weltweit vor sich geht.

In keinem Fall denke ich daran, ein Urteil abzugeben oder mich über andere zu stellen, und das gleiche erbitte ich von allen Brüdern und Schwestern. Noch ist die Gnadenzeit nicht zu Ende; der HErr vermag immer noch einen Saulus in einen Paulus umzuwandeln und aus allen Glaubensrichtungen und Religionen herauszurufen. Es ist lediglich ein tiefer Schmerz, der mich in jenen drei Tagen erfaßt hat. Doch anschließend bemächtigte sich meiner eine tiefe Dankbarkeit über das Vorrecht, das uns zuteil geworden ist, den Tag unserer göttlichen Heimsuchung zu erkennen.

Es war ein besonderes Treffen zum vierzigjährigen Jubiläum. Man konnte Schlagzeilen lesen wie „Um des Wortes Gottes und um des Zeugnisses Jesu willen“, „Auf daß sie alle eins sind“, „Reformation des 20. Jahrhunderts“, „Der Christus der Heiligen Schrift“ und „Jesus Christus ist derselbe, gestern, heute und in Ewigkeit“. Wer jedoch dann Ohrenzeuge dessen war, was dort von Manuskripten abgelesen wurde, dem konnte buchstäblich übel werden. Es war ein Sammelbecken von über vierhundertsechzig verschiedenen Glaubensrichtungen, von denen kein einziger Redner während meiner Anwesenheit auch nur im geringsten die Grundwahrheiten der Heiligen Schrift berührt hätte.

Ein Professor aus einem Presbyterianer-College erfuhr, wer ich bin, und bat um ein Gespräch mit mir. Seine allererste Frage lautete: „Glaubst du, daß der dreieinige Gott von Ewigkeit her als drei für sich unabhängige, selbständige Personen besteht? Sage ja oder nein!“ Der Fanatismus, mit dem er sprach, drang mir wie ein Stich durchs Herz. Ich liebte diesen netten Menschen und bat ihn darum, zunächst einmal etwas sagen zu dürfen. Nachdem er mich kurz angehört hatte, kam er wieder auf den gleichen Punkt zurück und wiederholte, was er vorher gesagt hatte. Dann machte er die Bemerkung: „Wenn du das nicht glaubst, dann kann ich dich nicht als meinen Bruder bezeichnen und dir nicht die Hand reichen."

Noch heute ist Jesus Christus für viele der Stein des Anstoßes. Von Ihm weissagt der Prophet Jesaja: „Den HErrn der Heerscharen, den sollt ihr für heilig halten, und Er soll eure Furcht sein, Er euer Schrecken! Dann wird Er zum Anlaß der Heiligung werden und zu einem Stein des Anstoßes und zu einem Felsblock des Straucheins für beide Häuser Israels, zu einer Schlinge und zum Fallstrick für die Bewohner Jerusalems, so daß viele unter ihnen straucheln und zu Fall kommen und zerschmettert werden, sich darin verstricken und verfangen“ (Kap. 8:13-15). Den einen ist Er Anlaß zur Heiligung, den anderen der Stein des Anstoßes; den einen der kostbare Eckstein, den anderen ein Felsen des Ärgernisses. Wer diese und andere Bibelstellen genau liest, wird merken, daß es sich bei unserem Erlöserum den HErm der Heerscharen selbst handelt.

Ein junger Österreicher, der in der BRD verheiratet und für den Deutschen Bibelbund tätig ist, sollte für den evangelischen Pressedienst berichten. Er kam auf mich zu und sagte: „Sie sind doch Ewald Frank aus Krefeld, und William Branham war ein falscher Prophet!“ Wie mir bei einer solchen Anrede als Begrüßung, noch ehe wir uns überhaupt die Hände gereicht hatten, zumute war, können sicherlich alle mitempfinden. Gott schenkte mir die Gnade, auch diesen netten jungen Mann zu lieben und ein sachliches Gespräch mit ihm zu führen. Er konnte meinen Ausführungen über das Wort Gottes nichts entgegensetzen, kam aber immer wieder auf Bruder Branham zurück, den er mit den schlimmsten Titeln versah, die man überhaupt in den Mund nehmen kann. Als ich ihn fragte, ob er je eine Predigt von ihm gehört oder gelesen habe, mußte er jedoch verneinen. Wie schade, daß sich die Schriftgelehrten des zwanzigsten Jahrhunderts genauso wie damals in den Tagen Jesu Christi an dem übernatürlichen Wirken Gottes versündigen, indem sie das Wirken des Geistes Gottes als vom Teufel stammend bezeichnen! Gemäß den Worten unseres HErrn gibt es für jemanden, der so den Geist Gottes lästert, keine Vergebung (Mark. 3,22-30).

Die unbeschreibliche Gnade, die uns zuteil geworden ist, erkennen wir doch daran, daß wir mit dem jetzt vor sich gehenden Heilsratschluß unseres Gottes vertraut gemacht wurden. Liest nicht die ganze „Christenheit“ die gleiche Bibel? Hat nicht auch damals die gesamte Geistlichkeit, vom Hohenpriester Kaiphas über Gamaliel bis hin zu Saulus tagein, tagaus die gleiche Schrift durchforscht, die in allen Synagogen und auch von unserem HErrn gelesen wurde? Doch erst mit dem Augenblick, als der HErr dem Saulus erschien und ihm das Licht aufgegangen war, sah er in der Heiligen Schrift, worum es eigentlich geht. Dann konnte er auch mit dieser Schrift beweisen, daß Jesus Christus der Messias ist. Vorher hatte er mit seinem Wissen über diese Schrift diejenigen verfolgt, die Christus, dem Messias, mit Herz und Leben dienten. Heute ist es genauso: Erst dann, wenn der Mensch eine wirkliche Begegnung mit Jesus Christus hat, geht ihm das himmlische Licht auf, und die Schrift in ihrer göttlichen Aktualität wird für ihn zur lebendigen Realität.

Als mich der verantwortliche Leiter bei meinen letzten Versammlungen in Nairobi der dort anwesenden Volksmenge von etwa viertausend Personen als Prophet vorstellte, mußte ich ihn verbessern, durfte aber gleichzeitig von dem prophetischen Wort Zeugnis ablegen, das uns in dieser Zeit kundgetan worden ist. Kern dieser prophetischen Botschaft ist und bleibt die Offenbarung Gottes in Christus. Sie muß jetzt am Ende auf den Leuchter gestellt werden. Die Menschen aller Religionen und Rassen sowie politischen Weltanschauungen haben ein Recht darauf, den Heilsratschluß Gottes mit der Menschheit zu erfahren. Die Zeit ist da, in der Gott zu Wort kommen muß und alle Menschen zum Schweigen verurteilt werden, wenn es um Gott und um Seinen Heilsplan mit der Menschheit geht. Darüber werden wir, so Gott will, noch schreiben.

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