Voriges Kapitel

„Jesus Christus ist derselbe, gestern, heute und in Ewigkeit.“ (Heb. 13:8)

Rundbrief Oktober 1988

Ganz herzlich grüße ich Euch alle in dem teuren Namen des HErrn Jesus Christus mit dem Bibelwort: „Wir aber haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott ist, um das zu erkennen, was uns von Gott aus Gnaden geschenkt worden ist. Und davon reden wir auch, nicht mit Worten, wie menschliche Weisheit sie lehrt, sondern mit solchen, wie der Geist sie lehrt, indem wir geistgewirkten Inhalt mit geistgewirkter Sprache verbinden“ (1. Kor. 2:12-13).

Es ist Gnade und nochmals Gnade, wenn jemand innerhalb der Gnadenzeit erkennen darf, was uns in Christus tatsächlich geschenkt worden ist. Der Apostel hat durch Offenbarung des Geistes im Namen des HErrn hervorgehoben, was für alle Zeiten gültig ist. Das durch den Geist inspirierte geschriebene Wort kann nur durch denselben Geist lebendig gemacht und offenbart werden.

Im Neuen Testament findet die Prophetie des Alten Testaments ihre Erfüllung und Verwirklichung. Gerade darin liegt der überzeugende und zugleich überwältigende Beweis, daß Gott über Sein Wort wacht, um es zu erfüllen. Das gilt noch heute. Unser HErr verspätet sich nie; Er wird Sein angefangenes Werk sowohl mit der Braut-Gemeinde als auch mit dem Volk Israel zum Abschluß bringen. ER wußte das Ende schon vor dem Anfang. Von Ewigkeit her hat Er Seinen Ratschluß gefaßt und verwirklicht denselben im Laufe der Zeit, die in der Vollendung in die Ewigkeit mündet.

Wie wichtig es ist, daß geistgewirkter Inhalt auch geistgewirkt und von Gott geoffenbart dargelegt wird, soll folgendes Beispiel zeigen: Viele nehmen Bezug auf das Wort in Luk. 17:22-37, ohne die wirkliche Bedeutung zu erkennen. Dort sagte unser HErr: „Wie es in den Tagen Noahs zugegangen ist, so wird es auch in den Tagen des Menschensohnes sein.“ Dazu sagen wir „Amen“. Doch worum ging es damals, und worum geht es heute? Das ist die große Frage. Der HErr fuhr fort: „Man aß und trank, man heiratete und wurde verheiratet bis zu dem Tage, an welchem Noah in die Arche ging…“

Es ist sicherlich nichts Neues, wenn man sagt, daß die Menschen seit Adam essen und trinken. Schon damals haben sie geheiratet, wie es ja auch heute noch gang und gäbe ist. Was ist nun an diesem Hinweis das Besondere? Dazu muß man zu 1. Mose 6 zurückgehen, um die tiefere Bedeutung zu erkennen, um die es hier geht. Essen und trinken, freien und sich freien lassen allein beschwörten den Zorn Gottes nicht herauf, daß Er sagen mußte: „Mein Geist soll nicht für immer im Menschen erniedrigt sein, weil er ja Fleisch ist“. Vorher sagte der HErr, daß die Söhne Gottes die Schönheit der Menschentöchter sahen und sich diejenigen, die ihnen besonders gefielen, zu Frauen nahmen.

Wer die Botschaft für diese Zeit gehört hat und glaubt, der weiß, was gemäß 1. Mose 3 im Garten Eden geschah. Seit der Zeit gab es zwei Menschheitslinien auf Erden: die Nachkommen Kains einerseits und die Nachkommen Seths andererseits. Kain war ja vom Bösen (1. Joh. 3:12), deshalb war seine Linie – zu der auch die Menschentöchter gehörten, von denen hier die Rede ist – die boshaft-menschliche. Die Nachkommen Seths bildeten die göttlich-menschliche Linie und wurden Kinder Gottes genannt. Als die beiden sich vermischten, mußte Gott ein Ende setzen, denn Christus sollte ja dem Fleische nach aus der reinen, von Gott gesegneten Linie geboren werden. So wird geistgewirkter Inhalt durch Offenbarung mit geistgewirkter Sprache dargelegt.

Sehen wir nicht in unseren Tagen auf geistlicher Ebene das gleiche wie damals? Gläubige und Ungläubige vereinigen sich in Allianzen, gemeinsamen Gebetswochen, Feldzügen und Tagungen, bis hin zum Weltkirchenrat, und keinem wird bewußt, daß eine solche Vermischung vor Gott nicht bestehen kann. Die Überwinderschar wird nicht aus dieser Vermischung herausgeboren, sondern aus der abgesonderten, von Gott gesegneten, durch das Wort und den Geist gezeugten Gemeinde. Wir sehen also, daß es nicht nur um Essen und Trinken, um Heiraten und Verheiraten ging, sondern hauptsächlich darum, daß sich zwei völlig verschiedene Linien vermischten. Genau das geschieht jetzt.

In diesem Zusammenhang sagt der Apostel in 2. Kor. 6:14-18 in aller Klarheit, daß Gläubige mit Ungläubigen nicht an einem fremdartigen Joch ziehen dürfen. Gerechtigkeit und Gottseligkeit haben nichts gemeinsam. Ebenso hat das Licht keine Gemeinschaft mit der Finsternis, und Christus stimmt nicht mit Belial überein. Der Tempel Gottes, welcher ja die Gemeinde des HErrn ist, hat mit Götzen oder Götzendienst nichts zu tun. Gott spricht: „ICH werde unter ihnen wohnen und wandeln; Ich will ihr Gott sein, und sie sollen Mein Volk sein.“ Darauf folgt dann der Ruf, der jetzt, in der letzten Zeit, besonders betont werden muß, nämlich aus dieser Vermischung herauszukommen und sich abzusondern: „‘Darum geht aus ihrer Mitte hinweg und sondert euch ab’, gebietet der HErr, ‘und rührt nichts Unreines an, so will Ich euch aufnehmen, und Ich will euch ein Vater sein, und ihr sollt Mir Söhne und Töchter sein’, spricht der HErr, der Allmächtige.“

Hier geht es um mehr als nur um Gläubigsein, hier geht es um die Einsetzung in die Sohnschaft. Wer die Schrift gut kennt, dem wird aufgefallen sein, daß dieses Wort in 2. Samuel 7:14 in der Einzahl steht und in Hebr. 1:5 auf Jesus Christus bezogen wurde. Hier in 2. Kor. 6 sind alle Söhne und Töchter Gottes miteingeschlossen, die dem Wort in allem Folge leisten und bis zu einem Gott wohlgefälligen Leben gelangen. Der Verstand würde uns sagen, daß dieses Wort, wenn es in der Einzahl steht und prophetisch auf Jesus Christus, den Sohn Gottes, geweissagt worden ist, doch nicht auf alle Söhne und Töchter Gottes angewendet werden kann. Doch wir wissen, daß wir durch den Sohn Gottes kraft des vollbrachten Erlösungswerkes Söhne und Töchter Gottes geworden sind. ER ist der Erstgeborene unter vielen Brüdern, und wir haben durch die echte Wiedergeburt ebenfalls das Erstgeburtsrecht empfangen.

Es könnten viele Beispiele angeführt werden, um hervorzuheben, wie wichtig es ist, den geistgewirkten Inhalt des Wortes Gottes durch den Heiligen Geist geoffenbart zu bekommen und im göttlichen Licht darzulegen. Paulus spricht von der Vertrautheit mit dem Geheimnis Christi, „…das in früheren Zeitaltern den Menschenkindern nicht kundgetan worden ist, wie es jetzt Seinen heiligen Aposteln und Propheten geoffenbart worden ist“ (Eph. 3:5).

Unser HErr sagte: „Noch vieles hätte Ich euch zu sagen, doch ihr könnt es jetzt nicht ertragen. Wenn aber jener gekommen ist, der Geist der Wahrheit, der wird euch in die ganze Wahrheit einführen; denn Er wird nicht von sich selbst aus reden, sondern was Er hört, das wird Er reden, und euch das Zukünftige verkündigen“ (Joh. 16:12). Als Johannes sich auf der Insel Patmos befand, wurden ihm Dinge gezeigt, die zukünftig waren. In unserer Generation hat Gott uns durch den prophetischen Dienst, durch Offenbarung des Geistes eine Übersicht geschenkt und geistliche Orientierung gegeben. Die Verkündigung des Wortes Gottes ist keine Sache des Verstandes, sondern ist denen vorbehalten worden, die ebenso dazu beauftragt wurden wie diejenigen, an die es erging und die es niederschrieben.

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