Voriges Kapitel

„Jesus Christus ist derselbe, gestern, heute und in Ewigkeit.“ (Heb. 13:8)

Rundbrief Dezember 1990

Ganz herzlich grüße ich Euch alle in dem teuren Namen unseres HErrn Jesus Christus mit dem Wort: „… zu verkündigen ein gnädiges Jahr des HErrn…“ (Jes. 61:2: Luk. 4:19)

Was mit diesem Gnadenjahr gemeint ist, wissen alle Bibelleser. Es wird dabei Bezug auf das Halljahr genommen, das nach sieben mal sieben Jahren, also im fünfzigsten Jahr folgte. In einem solchen Jahr des HErrn gingen alle Verschuldeten frei aus. Jedes Jahr ist für viele ein solches Halljahr, seitdem der HErr es zum erstenmal für die Zeitspanne des Neuen Testaments vor fast zweitausend Jahren ausgerufen hat. Die meisten Gläubigen wissen, in welchem Jahr sie ihre Bekehrung erlebt haben. Sie erinnern sich gern daran. Für sie bleibt es das besondere Jahr, in dem sie Vergebung ihrer Schuld empfangen haben. Dank des großen Versöhnungstages auf Golgatha dürfen diejenigen, die an die vollbrachte Sühne glauben, frei ausgehen.

Auch das vergangene Jahr war für viele ein solches Halljahr. Wenn die Zeit noch andauert, wird auch das nächste für viele ein gnädiges Jahr des HErrn sein. Das ewiggültige Evangelium erreicht, wie mit Posaunenschall hinausgerufen, die Enden der Erde. Wir stehen jetzt wieder am Ende eines Jahres und hören es immer wieder, daß die Zeit noch nie so schnell vergangen ist wie jetzt. An der Schwelle von 1990 zu 1991 sind die Weichen bereits für die Zukunft gestellt worden, zumindest was das Vereinte Europa betrifft, das Ende 1992 mit seinen 340 Millionen eine wirkliche Weltmacht bilden wird. Warum, wird ebenfalls immer wieder gefragt, fallen jetzt die Grenzen und nicht schon früher? Warum ist die Einigungsbestrebung jetzt das Hauptanliegen der Völker Europas und nicht schon früher?

In diesem Jahrhundert hat es bemerkenswerte Ereignisse gegeben, die zum Teil von den älteren Generationen noch miterlebt wurden: zwei Weltkriege, die grausame, für alle Zeit unbegreifliche Vernichtung von Millionen von Juden. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann die Phase des Kalten Krieges. Es wurde in beiden Militärblöcken aufgerüstet. Nun, ganz plötzlich ist alles über Nacht anders geworden: die Aufrüstung wird durch Abrüstung ersetzt, die schlimmsten Waffensysteme werden verschrottet, es ist nur noch das eine Ziel, nämlich Frieden und Sicherheit zu erreichen und das gesamteuropäische Haus zu bauen, in dem alle Völker und Nationen Platz haben.

Man könnte fragen: Richtest Du, o HErr, zu dieser Zeit, Dein Königreich auf? Die Zeit der Nationen geht dem Ende zu, und die Zeit für Israel bricht an. Alle vergeistlichten Deutungen, daß nämlich die neutestamentliche Gemeinde an die Stelle des Gottesvolkes Israel getreten ist, entbehren jeder biblischen Grundlage. Die Gemeinde aus den Nationen ist in dem Sinn das geistliche Israel, weil es wahrhaft die Beschneidung entsprechend dem Worte Gottes am Herzen durch den Heiligen Geist empfangen hat, eine Erneuerung und Wiedergeburt aus Gnaden erlebte. Es gibt auch in dieser Generation Menschen, die wie Jakob zu Israel, aus Überlistern zu Gottesstreitern verwandelt werden. Jeder Mensch, der auf die Verwandlung des Leibes bei der Wiederkunft Jesu Christi wartet, muß eine solche Verwandlung in seinem Herzen erlebt haben, zu einem Gottesstreiter geworden sein und den Sieg Jesu Christi davontragen. Durch den Glauben geschieht die Herzensbeschneidung kraft der Wirkung des Wortes, welches schärfer ist als ein zweischneidiges Schwert.

Mit Abraham und ganz Israel hatte Gott der HErr seinerzeit den Bund geschlossen und als Siegel für die Glaubensgerechtigkeit die schmerzhafte, am Leibe vollzogene Beschneidung gefordert. Für immer bleibt das Volk Israel als Volk Israel das Volk des HErrn. Derselbe HErr hat mit der neutestamentlichen Gemeinde den Bund geschlossen und fordert die Beschneidung und die Erneuerung des Herzens. So allein empfangen wir dann die Bestätigung durch die Versiegelung mit dem Heiligen Geist, daß dieses Werk der Gnade Gottes an uns geschehen ist. Durch das Gesetz kam die Verurteilung, dieser war durch Ungehorsam die Übertretung vorausgegangen. Der Ursprung der Sünde liegt im Unglauben–der Auflehnung gegen Gott–und führt zur Übertretung der von Gott gegebenen Ge- und Verbote. Da diese Übertretung im Fleische geschah und wir so in diesem Leibe von Gott getrennt und dem Tode preisgegeben wurden, mußte der Erlöser im Fleisch erscheinen, um diese Trennung durch eine Sühne hinwegzuschaffen und uns mit Gott zu versöhnen. Gleichzeitig hat Er den Tod überwunden und ist am dritten Tag auferstanden. Sein Sieg ist auch unser Sieg.

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